Royel Otis haben gestern Abend im Gasometer Wien gezeigt, warum ihr internationaler Hype absolut gerechtfertigt ist. Das australische Duo – Royel Maddell (Gitarre) und Otis Pavlovic (Vocals) – liefert ein Konzert ab, das eine selten klare Wirkung hat: Der Raum kommt in Bewegung, ohne aufgeputscht zu werden. Kein Druck, keine übertriebenen Gesten – nur Songs, die live noch direkter wirken als auf Platte. Und sofort wird sichtbar, warum die Band gerade überall aufploppt: Die Mischung aus leichtem Indie-Pop, warmen Harmonien und präzisem Rhythmus passt live fast schon zu gut.
Leichtigkeit als Live-Prinzip
Das Publikum findet schnell rein. Viele tanzen, viele singen mit – nicht, weil die Band es fordert, sondern weil die Songs das selbst erledigen. Royel Otis spielen kontrolliert, halten das Tempo konstant oben und erzeugen eine Energie, die sich einfach ausbreitet und Menschen miteinander verbindet.
Royel versteckt sich wie immer hinter seinen Trademark-Bangs, spielt seine Gitarrenparts aber so unangestrengt, als hätte er sie im Halbschlaf eingeübt. Otis trägt die Vocals mit diesem eigenartigen Mix aus Coolness und Sehnsucht, der die Crowd sofort einfängt.
Zwischen den eigenen Tracks setzen sie einen kleinen, aber wirkungsvollen Akzent: ihre Version von „Murder on the Dancefloor“. Ein Cover, das funktioniert. Das Publikum reagiert prompt – lauter, dichter, euphorischer.
Der Saal zeigt sich textsicher: Ob alte Indie-Favoriten oder Songs vom neuen Album hickey – die Leute singen, tanzen, springen. Es ist dieses unkomplizierte Konzertgefühl, das man nicht planen kann, das aber sofort entsteht, wenn Band und Publikum auf derselben Frequenz landen.
Zum Schluss ziehen Royel Otis die Energie etwas zusammen und beenden das Set mit „Say Something“, das live mehr Tiefe entwickelt, als man erwartet. Die Zugabe bleibt kurz und klar: „Oysters In My Pocket“. Unaufgeregt, sauber gespielt, ein ruhiger Punkt hinter einem sonst sehr bewegten Abend.
Royel Otis zeigen im Gasometer, wie viel Kraft in gut gebauten Indie-Popsongs steckt. Keine Inszenierung, kein Kitsch – nur ein Konzert, das sich unmittelbar anfühlt und Körper wie Kopf gleichermaßen anspricht. Ein wirklich guter Abend: schlicht, tanzbar, lebendig.



